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Drei Fragen an Uwe Heider

Uwe Heider ist Geschäftsführer der AD AGRO systems GmbH & Co. KG, einem mittelständischen Unternehmen aus Vechta mit 20 Angestellten. In den vergangenen zehn Jahren hat das Unternehmen 125 Projekte im In- und Ausland realisiert mit dem Schwerpunkt in den Bereichen Engineering, Planung und Bau von Biogasanlagen. Nach den Neuerungen im EEG sieht Uwe Heider die Zukunft einer ganzen Branche gefährdet.

Herr Heider, Sie haben sich intensiv mit den Folgen der EEG-Novellierung für den Bioenergie-Sektor befasst. Profitieren die Bioenergie-Regionen von den Neuerungen?


Leider gar nicht, sie sind sozusagen Opfer ihres eigenen Erfolgs geworden. Eigentlich heißt das EEG wörtlich: „Gesetz für den Vorrang Erneuerbarer Energien". Von Vorrang kann aber jetzt keine Rede mehr sein. Im Gegenteil: Die Erneuerbaren werden durch die politischen Entscheidungen aus Berlin massiv ausgebremst. Die einst gewollte Energiewende hin zu klimafreundlichen Energien findet jedenfalls in Deutschland auf absehbare Zeit nicht mehr statt. Dabei haben vorrangig die Erneuerbaren dazu beigetragen, dass der Strompreis so niedrig ist wie seit über 10 Jahren nicht mehr. Paradoxerweise steigt wegen der sinkenden Strompreise die EEG-Umlage, von der Industrie und Stromgroßabnehmer dank Ausnahmeregelungen zusätzlich befreit werden. Somit subventionieren Bürger, private Haushalte sowie kleine und mittelständische Unternehmen den günstigen Strompreis und die EEG-Umlagebefreiung für einige Wenige. Hinzu kommt, dass die Hersteller von erneuerbaren Energien zukünftig eine EEG-Umlage auf ihren eigenen Stromverbrauch zahlen müssen und damit finanziell stärker belastet werden. Dies alles hemmt die vor allem kleinen und mittelständischen Unternehmen und deren Innovations- und Investitionsbereitschaft wird in keiner Weise wertgeschätzt oder gar gefördert.


Welche Folgen könnten aus dieser Novellierung für die Branche entstehen?


Da die Nachfrage nach neuen Bioenergieanlagen in Deutschland massiv eingebrochen ist, wird es drastische Einschnitte bei Anlagenplanern, Herstellern, Zulieferern und in den vor- und nachgelagerten Dienstleistungsbereichen geben. Das wird einen großen Verlust an Arbeitsplätzen mit sich bringen. Bereits in den letzten Jahren ist die Zahl der Arbeitsplätze in der Branche um 30 Prozent gesunken. Von den heute noch 40.000 verbliebenen Stellen sind durch die Novellierung erneut viele direkt bedroht. Auch ist ein Verlust an Know-how nicht zu unterschätzen, denn viele der Arbeitsplätze haben einen qualitativ hohen Standard und sind deshalb von enormer Wichtigkeit für Innovationen und damit die Weiterentwicklung der Branche. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, Veränderungen dieser Art zu verhindern, da sie perspektivisch kaum aufzufangen wären.


Die Situation scheint laut Ihrer Diagnose das Aus für einen ganzen Wirtschaftszweig zu bedeuten, sehen Sie dennoch irgendwo Chancen?


Ja, und ich sehe diese Chancen auch im Bereich Biogas – und nicht nur im Ausland. Es geht um die Suche nach alternativen Rohstoffen als Möglichkeit, eine echte wirtschaftliche Perspektive zu entwickeln. Hier konnten bereits gute Erfahrungen, zum Beispiel mit Zuckerrübe, Energiegras oder Bioabfällen gesammelt werden und wir sollten versuchen, diese Bestrebungen fortzusetzen. Bei der Anlagentechnik sind in den letzten Jahren enorme Effizienzsteigerungen erreicht worden und das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht. Denken wir nur an die innovativen Ansätze im Bereich der Gülle- und Gärrestebehandlung. Derartige Anstrengungen sind immer mit erheblichen Kosten für Forschung & Entwicklung verbunden. Es bleibt die Hoffnung, dass dieser Weg trotz der negativen Rahmenbedingungen keine Sackgasse wird und dadurch wichtige Impulse gerade für unsere Region gesetzt werden.

 

2. Projektphase